Zum Inhalt springen

Biographie

Geboren am 22. Juni 1952 in Zürich. Aufgewachsen in der Stadt, Grundschulen in der Stadt, Gymnasium in der Stadt, Universität in der Stadt. Studienabschluss als Dr.iur.utriusque 1980. Seither lebe ich in Zürich, wo ich seit über zehn Jahren auch mein Atelier in einer ausgedienten Reisebusgarage habe und wo ich als Jurist bei der Urheberrechtgesellschaft ProLitteris arbeite.

Das Zeichnen, das Skizzieren, das Malen hat mich immer beschäftigt – immer wollte ich eigentlich nur das. Am liebsten war es mir, wenn ich als kleiner Junge alleine bei meiner Grossmutter im engen Sernftal im Kanton Glarus meine Ferien verbringen durfte. Sie, die nie viel gesprochen hat, liess mich während Tagen in Ruhe zeichnen, skizzieren und malen. Mit den ersten Ölbildern begann ich um 1980, mit 35 Jahren hatte ich meine erste Einzelausstellung in der „Keller-Galerie“ in Zürich.

Schon im ersten Semester meines Jurastudiums wusste ich, dass ich nur im Bereich der Kunst und der Kultur tätig sein wollte. Daher war es folgerichtig, mich im Urheberrecht und da auf die bildende Kunst zu spezialisieren. Als Jurist verstehe ich die Künstler, meine Klienten, und ich denke, die Künstler verstehen mich als Juristen – es geht ja um ihre Rechte an ihren Bildern.

Was beschäftigt mich beim Malen? Nichts. Oder anders gesagt: die Köpfe und Figuren sind in mir, sie müssen auf die Leinwand übertragen werden. Ich beginne, ohne Konzept und ohne Vorskizzen, mit dem Umriss des Kopfes, dann folgen Ohren, Augen, Mund, meist zuerst in den Farben rot oder gelb, jede Figur anders und doch allen anderen irgendwie ähnlich. Scheinbar gleich, aber immer neu: jeder Kopf erscheint als ein eigenständiges Individuum, auch wenn es mit anderen zusammen steht; immer ist ein Zwischenraum erkennbar. Fragen, Innehalten, Reflexion, Gefühle, sich Zeit nehmen – das wollen/sollen/können meine Figuren.

Nun gibt es aber seltene Bilder, in denen konkrete Einflüsse von Aussen auf die Figuren einwirken, so beispielsweise als 1986 der Reaktor von Tschernobyl explodierte und ein wunderbar farbiger Zombie entstand; als ich von einem politischen Mordanschlag mit einer Giftspritze in das Ohr des Opfers erfuhr; als 1989 die sozialistischen osteuropäischen Staaten sich aufzulösen begannen und viele Menschen nicht mehr so richtig wussten, wo sie hingehören. Auch die Annonce für eine Museumsausstellung afrikanischer Kunst hat zu unzähligen neuen Ansichten meiner gemalten Gesichter geführt. Und wenn eines Tages die Figuren zu sehr überhand nehmen – was vorkommt –, dann widme ich mich abstrakten Landschaftsfragmenten, bei denen durch mehrfaches Übermalen nichts weiter als Farbstrukturen mit grosser Tiefenwirkung entstehen.

Die frühen Bilder noch vornehmlich auf Kleinformaten, unsicherer Strich, mit wenig Mut zur Farbe. Doch je länger und je mehr ich davon malte, desto expressiver und klarer und grösser sind die Figuren geworden. Die Formate 140×160 cm – sind es schon Grossformate? Für mich spätestens dann, wenn ich vor einer so grossen weissen Leinwand sitze und nichts sehe, noch nichts sehe, manchmal einen ganzen Tag lang, bis endlich die ersten Umrisse des Kopfes oder der Figur in meinem Inneren auftauchen, immer klarer, und sich dann die Figur auf die Leinwand drängt! Ein grandioses Gefühl, auch wenn es sich dabei nicht immer das endgültige Bild handelt und ich am Tag danach Änderungen anbringen muss. Die Krönungsmesse von Mozart jedenfalls gönne ich mir nur, wenn mir ein Grossformat in einem Wurf und ohne Nachbesserungen gelingt.

Und immer diese Spannung, abends aus dem Atelier, das Bild zu einem Abschluss gebracht, doch dann am anderen Morgen: Hält es meinem kritischen Auge und mit der Distanz einer Nacht stand, oder da gibt es doch noch etwas zu tun? Dann gleich lieber das Ganze mit Verve übermalen, mit irgendeiner Farbe, die die Palette gerade anbietet, und dabei sehen, wie sich – beim Übermalen – bereits die neuen Figuren und Köpfe langsam abzeichnen. Eine wunderbare Erfahrung: Malerisch zerstören und dabei malerisch Neues zu schaffen.